
Informationen über Öl
Das Öl, das an der Börse gehandelt wird und auf das man also spekulieren kann, wird in Form von Rohöl-Barrels gehandelt. Wir sprechen hier also nicht über Raffinerieprodukte oder über Erdölförderunternehmen.
Das Öl wird täglich auf dem Sportmarkt (auch Kassamarkt genannt) in Form von Terminkontrakten gehandelt. Mit solchen Kontrakten verpflichtet man sich im Prinzip, an einem bestimmten Fälligkeitstermin – in der Regel nach 3 bis 6 Monaten – eine bestimmte Menge an Barrels zu kaufen oder zu verkaufen. Selbstverständlich ist der Kauf- bzw. Verkaufspreis im Voraus bekannt. Diese Terminkontrakte werden auch Öl-Futures oder «â€¯Paper Barrels » genannt. Mit solchen Kontrakten decken sich die Börsenhändler gegen das Risiko von hohen Kursschwankungen ab.
Dass Öl bei Anlegern so beliebt ist, liegt aber vor allem an der ausgeprägten Volatilität – also an seiner Reaktivität – und den hohen Kursausschlägen, zu denen es innerhalb von sehr kurzen Zeitspannen kommen kann.
Einführung in die Notierung von Öl
Je nach der Tradingplattform, die Sie nutzen, oder nach dem Anlageprodukt, das Ihre Bank vorschlägt, sind Sie meist mit einer von zwei wichtigen Rohölsorten konfrontiert. Die Notierung von Rohöl bezieht sich in der Regel auf eine der beiden wichtigsten Hauptsorten, nämlich entweder auf Öl der Sorte WTI (West Texas Intermediate), das in den Vereinigten Staaten gefördert und gelagert wird, oder das aus der Nordsee stammende Öl der Sorte Brent. Daneben gibt es noch einige andere Rohölsorten wie Dubaï Light oder Arabian Light, die jedoch weniger bekannt sind.
Die Notierung von Öl erfolgt in Abhängigkeit von seiner Qualität, da diese bestimmt, wie gut der Rohstoff zu Raffinerieprodukten wie Benzin verarbeitet werden kann.
Öl notiert an zwei wichtigen Spot- und Terminmärkten: an der NYMEX (New York Mercantile Exchange) und der IPE (International Petroleum Exchange), die ihren Sitz in London hat. Nicht berücksichtigt werden hier die Spotmärkte für Raffinerieprodukte oder Endprodukte. Diese sind zahlreich und befinden sich in der Regel in unmittelbarer Nähe von Raffinerien. Der bekannteste dieser Märkte in Europa ist der ARA (Amsterdam, Rotterdam Anvers).
Die historische Entwicklung des Ölkurses zeigt seit 2002 einen drastischen Preisanstieg, da die Nachfrage aus asiatischen Schwellenländern, z. B. aus China, stark zugenommen hat. Der Rekordpreis für die Sorte WTI lag im Jahr 2008 bei einer Notierung von 150 USD pro Barrel.
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass der Ölmarkt ein sehr volatiler Markt ist, der einmal à la hausse und dann wieder à la baisse tendiert. Wie ist es dann möglich, die zukünftige Kursentwicklung auf dem Ölmarkt vorherzusehen? Je nachdem, ob Sie kurzfristig oder langfristig investieren möchten, gibt es zwei Methoden, mit denen Sie zukünftige Kurstrends des Marktes antizipieren können.
Bei einer langfristigen Investitionsstrategie stützt man sich prioritär auf die potenzielle Entwicklung von Angebot und Nachfrage. Die Nachfrage wird vor allem vom Ölverbrauch der importierenden Länder, also von den Industrienationen, bestimmt. Den größten Ölverbrauch hat nämlich die Industrie. Aus diesem Grund nimmt in Zeiten des Wirtschaftswachstums die Nachfrage nach Öl in der Regel zu, was einen Preisanstieg des Ölbarrels bewirkt. Analysiert man die Wachstumsaussichten der Industrieländer, kann man daraus einen Trend für die weltweite Nachfrage in den kommenden Jahren ableiten. Andererseits kommt es in Krisenzeiten bekanntlich oft zu einem starken Nachfragerückgang, wie die Coronavirus-Pandemie im Jahr 2020 einmal mehr gezeigt hat. Derartige Ereignisse können daher einen starken Preisrückgang des Barrelpreises auslösen. In der Coronavirus-Krise ist der Kurs von Rohöl sogar zeitweise ins Negative gerutscht, da die Produzenten keinen Platz mehr hatten, um das geförderte Öl zu lagern.
Bei einer kurzfristigen Investitionsstrategie nutzt man allerdings eine andere Methode, um die Entwicklung des Ölmarktes zu antizipieren. Diese beruht zum großen Teil auf der technischen Analyse, denn Öl ist ein spekulativer Vermögenswert und wird sehr stark von psychologischen Effekten des Marktes beeinflusst. Um den zukünftigen Trend des Ölkurses zu bestimmten, sollte man daher wissen, wie sich die Investoren strategisch positionieren werden. Dafür zieht man fundamentale Daten heran, die dafür bekannt ist, dass sie sich quasi sofort auf den Barrelpreis auswirken. Dies ist vor allem bei der wöchentlichen Veröffentlichung der amerikanischen Ölvorräte im Wirtschaftskalender der Fall. Andere Faktoren sind der Kurs des US-Dollars im Verhältnis zum Euro, Entscheidungen der OPEC sowie geopolitische Nachrichten, welche die Erdöl exportierenden Länder betreffen. Auch wenn diese Ereignisse den Markt relativ klar beeinflussen, sollten Sie vor dem Zeichnen einer Position nicht vergessen, vorweggenommene Auswirkungen solcher Veröffentlichungen durch die Anleger zu berücksichtigen. Beherrscht man diese Antizipation, so kann sich dies als hilfreich erweisen, um interessante Transaktionen zu realisieren.
Wie auch immer Ihre Investitionsabsichten aussehen, mit einer guten Marktkenntnis ist es möglich, die globale Entwicklung des Ölmarktes vorherzusehen und auf dieser Basis effiziente Strategien zu entwickeln. Denken Sie jedoch daran, Ihre Positionen durch Stop-Orders abzusichern, indem Sie den höchsten bzw. niedrigsten Kurs festlegen, der nicht über- oder unterschritten werden soll.
Wie investiert man in die Ölbranche?
Es gibt mehrere Arten, in den Ölmarkt zu investieren. Sie können entweder ein Bankanlageprodukt zeichnen und auf diesem Weg Rohöl in Ihr Portfolio aufnehmen. Dies erfolgt in Form von spezifischen Kontrakten wie ETFs oder Warrants. Sie können jedoch auch auf den Kurs des Ölbarrels spekulieren, indem Sie bei einem Onlinemakler Kontrakte wie CFDs (Contracts for Difference, Differenzkontrakte) zeichnen. Manche Investoren handeln Öl auch, indem sie auf die Aktien großer Unternehmen dieser Branche setzen.
Anlageprodukte, die Öl enthalten, werden häufig von Investoren gezeichnet, die eine Bank als Mittler für die Börsenspekulation nutzen. Allerdings gibt es nicht sehr viele solcher Produkte, die eine Investition in Rohöl ermöglichen, und in der Regel enthalten diese auch noch andere Vermögenswerte, zum Beispiel andere Rohstoffe.
Der Handel mit Öl über CFDs bei einem Onlinebroker stellt eine Alternative dazu dar. Man kauft oder verkauft hierbei keine Ölbarrels, sondern zeichnet eine Position auf einen steigenden oder sinkenden Preis des Barrels Öl der Sorte WTI oder Brent. Konkret geht es darum vorherzusehen, ob der Kurs dieses Vermögenswerts nach oben oder unten tendiert, und eine kurz- oder längerfristige Position auf diesen Trend zu zeichnen. Der realisierte Gewinn oder Verlust entspricht dabei der Differenz zwischen dem Ölpreis beim Eröffnen und Schließen der Position. Heute können zwar auch Privatanleger online traden, es ist allerdings eine riskante Angelegenheit und sollte daher Investoren vorbehalten sein, die die Funktionsweise des Marktes verstanden haben und ein gutes Money Management beherrschen.
Die dritte Art der Spekulation auf den Ölmarkt besteht darin, Aktien von Mineralölgesellschaften zu kaufen oder auf diese Aktien zu spekulieren. Die Aktien von Unternehmen wie Total, BP, Royal Dutch Shell oder Saudi Aramco sind nur einige Beispiele für Werte, die von der Entwicklung des Ölkurses stark beeinflusst werden und daher eine alternative Investitionsmethode sein können. Man kann diese Vermögenswerte entweder im Rahmen eines Wertpapierkontos oder eines Aktiensparplans in sein Aktienportfolio aufnehmen oder auf der Tradingplattform eines zugelassenen Brokers online mit CFDs (Differenzkontrakten) auf ihre Kurse spekulieren.
Die Entscheidung für die eine oder andere dieser Möglichkeiten hängt entscheidend vom Investitionsprofil, den Marktkenntnissen, den Tradingabsichten und der Einstellung des Traders zum Risiko ab.
Wie funktioniert der Handel mit Öl à la baisse? Wann ist ein günstiger Zeitpunkt dafür?
Wie bereits erwähnt ist Rohöl ein ausgesprochen volatiler Vermögenswert, der eine Abfolge von Aufwärts- und Abwärtstrends aufweist. Viele Investoren entscheiden sich dafür, diesen Vermögenswert à la hausse zu traden, also auf einen steigenden Kurs zu setzen. Man kann jedoch auch – und manchmal ist dies sogar sinnvoller – Öl à la baisse traden, also auf einen sinkenden Kurs spekulieren. Dafür muss man jedoch zunächst einen anstehenden Abwärtstrend ausmachen. Ein Kurssturz des Barrelpreises kann durch mehrere Faktoren ausgelöst werden.
So wird der Rohölpreis beispielsweise direkt durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage beeinflusst. Beide Faktoren kann man auf der Basis verlässlicher Daten bestimmen. Die Angebotsmenge hängt bekanntlich von den Unternehmen ab, die Erdöl fördern, wobei die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) den Markt reguliert und Produktionsquoten für ihre Mitglieder festlegt. Entscheidungen der OPEC beeinflussen daher direkt das weltweite Ölangebot und damit indirekt den Preis für das schwarze Gold. Sind die Förderquoten hoch, wird also viel produziert, wird der Preis für das schwarze Gold tendenziell sinken.
Ein weiterer Auslöser für einen stark sinkenden Rohölpreis können Ölschocks und andere Krisen sein. Dies zeigte sich besonders während der Wirtschaftskrise 2008, als sich die Industrie auf der ganzen Welt abschwächte und dies zu einem stark sinkenden Verbrauch, also einer stark sinkenden Nachfrage nach Rohöl führte. Der Preis für das Barrel Öl verlor damals 100 $. Als 2014 die Ölnachfrage zurückging, entschied sich die OPEC gegen eine Reduzierung der Produktion, was den Ölpreis um fast 60 % einbrechen ließ und der Auslöser für die Ölkrise im Jahr 2015 war. Damals sank der Preis für ein Barrel Öl bis Januar 2016 auf 27 $. Ganz aktuell kam die Industrienachfrage während der Coronavirus-Krise und den mit ihr verbundenen Ausgangsbeschränkungen quasi auf der ganzen Welt abrupt zum Stillstand, was sogar zu negativen Barrelpreisen für Rohöl führte.
Darüber hinaus kann beispielsweise der Bau neuer Atomkraftwerke in Ländern mit einem hohen Ölverbrauch zu einem sinkenden Rohölpreis führen. Politische Entscheidungen zur Reduzierung fossiler Brennstoffe zugunsten von umweltfreundlichen Energieträgern im Rahmen eines nachhaltigen Wirtschaftens können denselben Effekt haben. Die Ausbreitung von alternativen Energien kann generell auf mehr oder weniger lange Sicht eine negative Auswirkung auf den Ölkurs haben.
Wenn Sie also einen kurz-, mittel- oder langfristig sinkenden Ölpreis antizipieren, dann können Sie eine Position auf diese Abwärtsbewegung zeichnen. Dafür eignen sich spezifische Kontrakte wie Futures und CFDs auf einer Online-Tradingplattform oder auch ETFs beziehungsweise Aktien.
Wie funktioniert der Handel mit Öl à la hausse? Wann ist ein günstiger Zeitpunkt dafür?
Natürlich bewegt sich der Kurs von Rohöl nicht nur nach unten, und die Aufwärtsbewegungen dieses Rohstoffs lassen sich ebenfalls antizipieren. Auch in diesem Fall sollte man dafür wissen, welche Faktoren zu einem starken Preisanstieg des schwarzen Goldes führen.
Ein Element, das den Ölkurs ganz besonders stark steigen lässt, ist ein sinkender Dollarkurs. Denken Sie daran, dass das schwarze Gold in dieser Währung notiert, genauso wie viele andere Rohstoffe. Ist der Dollar also im Verhältnis zu anderen Währungen schwach, dann ist das Wechselkursverhältnis für Importeure günstig, und dementsprechend kaufen diese mehr. Aus diesem Grund steigt der Ölpreis an.
Ein Anstieg der weltweiten Nachfrage nach Öl löst ebenfalls einen Anstieg des Preises für das schwarze Gold aus. Diese Nachfrage ist eng mit dem Wachstum von Wirtschaftsmächten oder mit der Entwicklung von Schwellenmärkten verbunden, den der Großteil der Ölnachfrage stammt von der Industrie. Diese Nachfrage muss darüber hinaus mit dem Angebot abgeglichen werden. Da die Fördermengen der wichtigen Förderländer einen direkten Einfluss auf den Rohölkurs haben, sind alle Entscheidungen der OPEC und Russlands hinsichtlich der Förderquoten relevant. In Zeiten schwacher Nachfrage kommt es nicht selten vor, dass OPEC oder OPEC+ eine drastische Reduzierung der Produktionsmenge ihrer Mitgliedsländer beschließen, um dadurch wieder einen Anstieg des Barrelpreises zu provozieren.
Die geopolitische Lage in den Förderländern und Importländern beeinflusst die Entwicklung des Preises für das schwarze Gold ebenfalls mehr oder weniger stark. Erfahrungsgemäß haben bewaffnete Konflikte und diplomatische Spannungen Auswirkungen auf diesen Vermögenswert. In der Vergangenheit gab es mehrere Ereignisse, die einen starken Preisauftrieb auslösten, beispielsweise der Arabische Frühling, der eine Reihe von Protesten in arabischen Ländern zur Folge hatte, oder Atomprojekte in Ländern wie dem Iran. Allgemein ist festzuhalten, dass instabile politische Lagen, islamistische Bedrohungen oder Attentate den Markt tendenziell in Unruhe versetzen, eine Verknappung der Ölmenge befürchten lassen und so den Preis für das schwarze Gold in die Höhe treiben.
Wenn Sie einen Anstieg des Ölpreises antizipieren, können Sie auf mehrfache Art spekulieren: durch den Kauf von Aktien großer Mineralölkonzerne, indem Sie mit CFDs eine Position auf einen steigenden Kurs von Rohöl zeichnen oder indem Sie eine spezifische Börsenanlage zeichnen.
Fundamentalanalyse und technische Analyse von Öl
Auf welche Art auch immer Sie mit Öl handeln, es ist zwingend notwendig, zunächst die zukünftige Kursentwicklung dieses Wertes zu erkennen. Dafür sollte man unbedingt zwei Analysen für den Barrelpreis von Öl erstellen: eine technische Analyse und eine Fundamentalanalyse.
Bei der Fundamentalanalyse untersucht man externe Faktoren, die den Ölkurs beeinflussen können. Dabei handelt es sich vor allem um:
- den Kurs des US-Dollars
- geopolitische Nachrichten aus den Förderländern
- die Entscheidungen von OPEC und OPEC+
- die Veröffentlichung der amerikanischen Ölvorräte
- das weltweite Wirtschaftswachstum
Bei der technischen Analyse wertet man dagegen die historischen Börsencharts des Ölkurses aus. Dabei kann man mithilfe verschiedener Indikatoren Tradingsignale für steigende oder sinkende Kurse identifizieren. Häufig nutzen Investoren dafür Indikatoren wie MACD, gleitende Durchschnitte, Pivot-Punkte sowie Bollinger Bands und die technischen Niveaus von Unterstützung und Widerstand. Vorzugsweise sollte man personalisierbare Charts verwenden, in denen sich mehrere Indikatoren gleichzeitig anzeigen lassen. Dadurch wird die Auswertung der Signale schneller.
Beide Analysen dürfen nicht isoliert, sondern müssen komplementär betrachtet werden, denn technische und fundamentale Signale sollten möglichst in dieselbe Richtung zeigen, bevor man eine Entscheidung trifft und eine Position für den Ölmarkt zeichnet. Selbstverständlich können Sie Ihre Strategien mit einem Demokonto testen, bevor Sie Ihr Kapital einsetzen.